6. SONNTAG DER OSTERZEIT

25. Mai 2014

Lesungen: 1 Petr. 3,15-17

Evangelium nach Johannes (14,15-21)

Im heutigen Evangelium sind wir, wie am letzten Sonntag, bei der Abschiedsrede von Jesus. Er will seine Freunde trösten, sie aufbauen. Sie dürfen nicht das Gefühl haben, alleingelassen zu sein. Er wird noch immer bei ihnen sein, auch wenn er gestorben ist. Sein Geist, seine Kraft, die die Kraft Gottes ist, wirkt immer noch in ihnen. Das sagte Jesus zu seinen Freunden, damals. Aber auch zu uns, seinen jetzigen Freunden! Es geht um unsere Freundschafts- und Liebes-verbindung zu ihm, die uns zum Leben stärkt. In der Liebe bleibt Jesus in uns - und wir bleiben in ihm. „Ich werde euch nicht als Waisen zurücklassen“. Das will Jesus uns im heutigen Evangelium deutlich machen. Und wie sagt er das?

„Wenn ihr mich liebt, werdet ihr meine Gebote halten – d.h. so leben, wie ich es euch gesagt habe.“ - „Ihr werdet dann erkennen, dass ihr in mir lebt und ich in euch.“ Tiefsinnige, mystische Worte mit denen Jesus über die Beziehung mit ihm spricht. Diese kommt nicht durch viele Worten zustande, sondern durch Taten, indem wir so leben wie Jesus es uns sagt, nach seinen Anweisungen. Jesus lieben zeigt sich also durch eine Lebensweise. An Jesus glauben heißt nicht an erster Stelle ein „Für-wahr-halten“ einiger Wahrheiten, die er gesagt hat, sondern in seinem Sinn zu leben und zu handeln. Dadurch zeigen wir, wie wichtig er für uns ist, wie wir ihn lieben.

Das wichtigste Gebot Jesu ist seine Aufforderung, seine Weisung an seine Freunde, einander zu lieben, d.h. einander zu dienen (wie er es durch die Fußwaschung beim letzten Abendmahl gezeigt hat), füreinander da zu sein. „Daran wird man erkennen, dass ihr meine Jünger, meine Freunde seid, wenn ihr einander liebt.“ Kann man das an uns persönlich und im Pfarrleben merken? Man hat oft das Gefühl: Warum ist Jesus, warum ist Gott so fern? Hat er sich zurückgezogen? Hat er sich einfach still und leise davongemacht? Ist er nicht mehr da? Da müssten wir dann mit der Gegenfrage antworten: „Warum bist du selbst so fern von Jesus und von Gott, warum liebst du nicht, oder nur so wenig? Hast du – um es mit den Worten des Petrusbriefes zu sagen – Jesus nicht zu deinem Herrn, zum Mittelpunkt deines Lebens gemacht?

Um das zu können, ist es erstens wichtig zu wissen, was es heißt „im Sinne Jesu zu leben“. Wir müssen mit ihm vertraut sein, eine Beziehung zu ihm finden. Und zweitens ist es wichtig, dazu die nötige Kraft zu finden. Denn auch wenn ich weiß, was gut und richtig ist, dann heißt das noch lange nicht, dass ich das auch automatisch tue. Zur Tat brauche ich eine innere Kraft, die nur teilweise aus mir selbst kommt. Gott muss mit seiner belebenden Kraft, mit seinem „Lebensatem“, mit seinem Geist in mir helfen. Er muss mir beistehen. Ich brauche seinen Beistand, seinen Geist.

Jesus will also seinen Freunden klar machen: Auch wenn ich als Mensch nicht mehr unter euch bin, bin ich dennoch bei euch. Wenn es für euch schwierig wird und ihr mutlos seid, steht Gott euch mit seiner Geisteskraft bei, bringt er euch neuen Mut, hilft euch. Das gilt für uns heute genauso: Ihr seid nicht allein, ich bin bei euch. Im Gebet können wir mit Jesus sprechen, uns ihm mitteilen, weil er nicht zu der Vergangenheit gehört. Er lebt, ist mitten unter uns.

"Seid stets bereit, jedem Rede und Antwort zu stehen, der nach der Hoffnung fragt, die euch erfüllt“ fordert der Petrusbrief uns auf. Denk über deinen Glauben nach, hinterfrage ihn kritisch, damit du Menschen gegenüber, die dich danach fragen, begründen kannst, warum du glaubst und worauf es dabei ankommt. Tue das in aller Ehrlichkeit und Bescheidenheit.

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